Kalter Grund

Darum geht es: Ein Archäologe wird vergiftet, Menschen verschwinden, andere werden versteckt oder gar offen bedroht: in diese Welt verschlägt es Luther Chagall, einen erfolglosen New Yorker Privatdetektiv, als er wegen Erbschaftsangelegenheiten in die österreichische Provinz reisen muss. Schon bald kommt der Verdacht auf, dass beim Tod seines Onkels nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Unterstützt von einem Briefträger und einer Archäologin wird Chagall bald in lebensgefährliche Verwicklungen mit der lokalen Kleinstadt-Mafia hineingezogen. 

 

»Kalter Grund« ist …

• ein Roman zu einem dunklen Kapitel der österreichischen Vergangenheit: jeder kennt die römische Geschichte Carnuntums; aber kaum bekannt ist, welche Rolle diese Stätte schon vor dem Dritten Reich für Anhänger einer völkischen und deutschnationalen Gesinnung spielte – eine Gesinnung, die auch die Gegenwart immer noch beeinflusst. 
• ein Politkrimi der Gegenwart: die Interessen korrupter und krimineller Lokalpolitiker, organisiert in alten Seilschaften, beeinflussen das Geschehen weit über die Provinz hinaus. 
• ein Österreich-Roman: der Amerikaner Luther Chagall wird durch Zufälle gezwungen, sich in der österreichischen Provinz mit dem seltsamen Tod seines Onkels auseinanderzusetzen. Vieles ist für ihn sehr fremd – was einen ironischen Blick auf »typisch Österreichisches« ermöglicht. 
• eine Hommage für Briefträger: es gibt viel zu wenig von ihnen als handlungstragende Figuren in Romanen – obwohl sie durch ihren Beruf ein großes Potenzial für Hauptrollen in Krimis mitbringen. 

 

Entstehungsgeschichte: Es war noch im letzten Jahrtausend (in Österreich gab es am Land noch eine Gendarmerie, statt Polizei, was – leider – 2005 verändert wurde), als Freunde von mir heiraten wollten, in einem kleinen niederösterreichischen Dorf, und für alle aus Deutschland anreisenden Gäste deshalb in einer kleinen Pension in Bruck an der Leitha Zimmer buchten. 

Die Pension war … skurril, um es höflich auszudrücken. Ich war kurz zuvor von einer USA-Reise zurückgekehrt – ein keimfreier, steriler Urlaub mit »have a nice day«-Mentalität – und stellte mir vor, wie jemand aus Amerika, ohne jegliche Europa-Erfahrung, in dieser auch für mich als Österreicherin herausfordernd gewöhnungsbedürftigen Pension und ihrem aus Überzeugung grantigem Personal stranden würde. 

Aber: Wie kommt ein Amerikaner mit gutem Grund in ein niederösterreichisches Dorf und eine skurrile Pension? Eine Idee war: Indem er ein Haus erbt. Das Grundkonstrukt für den Roman war gefunden. 

Kurze Zeit später las ich in einer Zeitung, dass Hauseigentümer in Petronell-Carnuntum darüber klagten, bei jeder im Garten gefundenen römischen Tonscherbe Archäologen und Historiker verständigen zu müssen – ich beschäftigte mich deshalb näher mit Petronell, das ich als Kind mit meinen Eltern (kulturelles Pflichtprogramm) zweimal besucht hatte. Bei weiteren Recherchen stieß ich dann auf die Verbindungen Carnuntums zu Guido (von) List, der völkischen Ideologie – und den Plänen Hitlers für Carnuntum. Nun war der Plot fertig. 

Die Figuren drängten sich quasi von alleine in die Geschichte: Kleinigkeiten, die ich zufällig bei anderen Menschen beobachtete, formten Charaktere, die zu eigenständigen Figuren heranwuchsen, die miteinander zu sprechen begannen. Ich musste also nur noch »abschreiben«, was diese in meinem Kopf sagten. 

Ein großer Verlag wollte damals das Manuskript – allerdings unter der Bedingung, dass ich die Geschichte »unblutig« und »appetitlicher« gestalte (»Zu viele Leichen, Frau Reichmann, wir wollen doch einen historisch-zeitkritischen Roman machen«); das wollte ich nicht. Ich wollte einen Krimi schreiben – mit historisch-zeitkritischem Hintergrund. Es ist mir gelungen, jeden »Blutstropfen« des ersten Manuskripts zu retten. 

 

 

Stimmen: 

»Eva Reichmanns ›Kalter Grund‹ ist ein Politthriller der Spitzenklasse. Mit handwerklicher Raffinesse – Dr. Eva Reichmann ist selbst gelernte Literaturwissenschaftlerin, Historikerin und Germanistin – schildert sie die Ereignisse um einen US-amerikanischen Detektiv, der durch eine Erbschaft in die tiefste, österreichische Provinz verschlagen wird und dort den unnatürlichen Tod seines Onkels aufklären möchte.« 

(Daniel Merbitz, Leipzigs Neue, Linke Zeitung für Politik und Kultur)

 

»Reichmann hat viel Lokalkolorit eingearbeitet (manchmal wirklich sehr viel). Dadurch wird aber auch eine eigenwillige Stimmigkeit erzeugt, die nicht nur auf Geschwindigkeit aus ist. Durchdacht konzipiert kann sie mit originellen Charakteren aufwarten und weiß mit Spannung umzugehen.« 

(Buchkultur Österreich Spezial 2004 — bücher aus österreich, S.27)